Beschreibung der Orgel in der „alten Kirche“ St. Leodegar

Die Orgel verfügt über zwei Manuale und insgesamt 14 Register (Pfeifenreihen). Das untere Manual bedient das Hauptwerk mit 5 Registern, das obere Manual ein Positiv mit 6 Registern; daneben gibt es drei selbständige Pedalregister. Das Instrument ist eine mechanische Schleifladenorgel, ist also nach denselben Prinzipien aufgebaut, nach denen die Meisterwerke des Orgelbaus im Barock erstellt worden sind. Somit sind die Register hier mechanisch über große Registerzüge einzuschalten („zu ziehen“) bzw. abzuschalten („abzustoßen“). Die Disposition der Orgel, d.h. eine Aufstellung der Registerbezeichnungen, findet sich hier.

Obwohl die Mayer-Orgel ein recht kleines Instrument ist, haben beide Manualwerke eine Klangkrone (Mixtur) und auch das Pedal verfügt durch ein höherliegenderes Register (Gemshorn 4‘) über eine gewisse Selbständigkeit. Damit wird der Klang transparent und hell wie bei den Instrumenten zur Barockzeit, was nach den weicheren und grundtönigeren Instrumenten der Romantik (wie es die Vorgängerorgel war) eine generelle Tendenz des Orgelbaues gegen Mitte des 20. Jahrhunderts war . Im zweiten Manual findet sich weiterhin die Zungenstimme Krummhorn 8‘, die einerseits sehr gut solistisch einsetzbar ist, andererseits dem Plenum durchaus etwas „Biss“ verleiht, und ein Tremulant, der den Winddruck in leichte Bebungen versetzt.

Trotz der Tatsache, dass bei einer Hausorgel normalerweise recht enge Pfeifenmensuren gewählt werden, d.h. die Durchmesser der Pfeifen recht gering sind, klingt das Instrument in der Kirche gut und ist sowohl zur Begleitung von Gemeinde- bzw. Chorgesang oder Solisten als auch zum Literaturspiel (vorzugsweise barocker Orgelliteratur) geeignet. Die wundervolle Akustik der gotischen Kirche veredelt und trägt natürlich den Klang.

Die Orgel war 1971 in äußerst kompakter Bauweise erstellt worden, da sie an ihrem Standort in einem Wohnraum mit normaler Zimmerhöhe aufgestellt war. Dies bedingt eine teilweise sehr enge Aufstellung der Pfeifen. So sind die Pfeifen des Hauptmanuals der Orgel, das klangliche Zentrum der Orgel, hinter dem Notenpult und fast schon auf Bodenniveau untergebracht. Die tiefen Pfeifen der unteren beiden Oktaven der Register Prästant 4´ und Rohrflöte 8´ (letztere Holzpfeifen) sind wie die tiefen Oktaven des Registers Gedackt 8´aus dem Positiv in den linken Seitenturm abgeführt, dadurch benötigen die auf der Windlade verbleibenden Diskantpfeifen nur eine minimale Höhe. Um die Abstrahlung der Hauptwerkwindlade in den Kirchenraum zu verbessern, die vorher nur durch Schlitze im Notenpult erfolgte, wurden bei der Aufstellung der Orgel in Schönecken die rückwärtigen Füllungen des Gehäuses geöffnet und mit Stoff bezogen. Weitere Kompromisse an die am ursprünglichen Aufstellungsort knappen Platzverhältnisse sind die eher wartungsunfreundlich quasi direkt über dem Fußboden verlaufende Spieltraktur zum Hauptwerk und die Ausführung des grundlegenden Pedalregisters Subbass in gekröpften (d.h. „abgeknickten“) Kupferpfeifen – normalerweise wird dieses Register in gedeckten Holzpfeifen ausgeführt, diese Pfeifen benötigen aber schon deutlich über 8 Fuß (2,40 m) Länge. Acht Pfeifen des Subbass (die Töne A-e) sind in Überlänge als Zinnpfeifen ausgeführt und bilden als rechter Seitenturm die längsten Pfeifen des Orgelprospektes (der Schauseite der Orgel). Das Mittelfeld bilden Pfeifen des Prinzipal 2´aus dem Positiv vor diesem Werk, zusammen mit einzelnen Pfeifen aus dem Prästant 4´. Kaum zu glauben, dass der kompakte Orgelkasten über 1.005 Pfeifen verfügt, davon sind 61 Zungenpfeifen mit Holzbechern, der Rest Lippen- oder Labialpfeifen, die nach dem Prinzip der Blockflöte funktionieren; bis auf die tiefen Holzpfeifen der Register Rohrflöte 8´ und Gedackt 8´ sind alle Pfeifen in verschiedenen Zinn-Blei-Legierungen bzw. in Kupfer (Subbass 16´) ausgeführt.

Das dreiteilige Holzgehäuse (Front ursprünglich in Eiche natur lackiert) wurde kurze Zeit nach der Aufstellung in Schönecken teilweise dunkel gefasst und durch eine Spende der Schönecker Junggesellensodalität von Schreinermeister Stephan Schmitz um schmückende Elemente (Zinnenkranz und aufgeblendete Spitzbogen-Elemente) ergänzt, somit der neogotischen Ausstattung der Kirche angepasst. So bildet das an sich moderne, asymmetrische Orgelgehäuse in schlichten Formen in seiner erweiterten und teilweise dunkel gefassten Form einen spannungsvollen Anblick.

Mittlerweile sind an dem 46 Jahre alten Instrument verschiedene Arbeiten notwendig.