Beschreibung der Stockmann-Orgel

Die Orgel mit ihren 25 Registern und 1.616 Pfeifen befindet sich auf der Nordempore der Kirche. Durch das darunterliegende Seitenschiff der alten Kirche ist die Orgel im Raum relativ hoch gelegen. Optisch durchaus gelungen, schnürt der die Empore vom Hauptraum der Kirche trennende Parabelbogen leider den Emporenraum akustisch etwas ab.

Das einfache Schreingehäuse der Orgel zeigt zentral im oberen Bereich das dreiteilige Hauptwerk, das klangliche Herzstück der Orgel, das vom ersten Manual bedient wird. Im Prospekt (der Schauseite) befindet sich das Register Prinzipal 8´. Dies bedeutet, dass die längste Pfeife dieses Hauptregisters der Orgel von der Kernspalte bis zum Ende des Pfeifen ungefähr acht Fuß, d.h. ca. 2,40 m, lang ist. Dahinter befinden sich neun weitere Register, darunter ein gedecktes 16´-Register, das diesem Werk Gravität verleiht, die helle Zungenstimme Trompete 8´und eine große Mixtur, die mit vier bis fünf Pfeifen pro Ton besetzt ist. Seit der Renovierung 1997 kann man mittels eines neu eingebauten Tremulanten (ein pneumatischer Apparat, der den Winddruck dieses Werkes in Bebungen versetzt) Melodiestimmen zusätzlich hervorheben.

Rechts und links des Hauptwerks findet sich das von den Füßen angespielte Pedalwerk mit sechs Registern in C-Cis-Teilung, d.h. die Töne sind abwechselnd links und rechts aufgestellt. Auch hier steht ein Prinzipalbass 8´im Prospekt der Orgel. Neben den wichtigen Grundstimmen findet sich eine Klangkrone, die Rauschpfeife III 2 2/3´, die diesem Werk eine gewisse Selbständigkeit verleiht, und die grundlegende Zungenstimme Fagott 16´, deren Pfeifen leider in der tiefen Oktave in halber Becherlänge ausgeführt sind.

Mittig unter dem Hauptwerk liegt das Brustwerk (zweites Manual) mit neun Registern; seit 1997 ist dieses Werk durch den Einbau von Schwelljalousien schwellbar, d.h. der Orgelklang dieser Pfeifen kann in der Dynamik verändert werden. Im Rahmen der Überholung 1997 wurde auch eine relativ kräftig intonierte Streicherstimme, ein Salicional 8´, eingebaut, das seither unschätzbare Dienste vor allem zu Begleitzwecken leistet. Daneben finden sich in diesem Werk eine solistisch vielseitig einsetzbare Zungentimme, die Rohrschalmey 8´, und ein kleiner Prinzipalchor mit hochliegenden Aliquotstimmen (1 1/3´, 1´, d.h. die Länge der längsten Pfeifen dieser Register beträgt nur 40 bzw. 30 cm, die der kürzesten Pfeifen nur wenige mm) bis hin zu Mixtur Scharff III als Pendant zum Prinzipalchor des Hauptwerks. Auch hier gibt es einen Tremulanten.

Der Organist hat seinen Platz an einem freistehenden Spieltisch. Die bei mechanischen Orgeln aufwendige Bauweise – die mechanischen Verbindungen von jeder einzelnen Taste zu den Windladen, die Abstrakten, müssen gegenüber einem angebauten Spieltisch zweimal zusätzlich umgelenkt werden – ermöglicht für den Organisten eine optimale Klangkontrolle sowie ein perfektes Zusammenspiel mit den Chorsängern. Bei der Stockmann-Orgel werden die Register nicht wie bei der Mayer-Orgel mittels Schubstangen im wahrsten Sinne des Wortes „gezogen“, sondern Kippschalter am Spieltisch bedienen Registermotoren, die die entsprechenden Registerschleifen herausziehen bzw. abstellen. Durch die Elektronik ergibt sich die Möglichkeit, zwei freie Kombinationen einzurichten; so lassen sich Registerkombinationen zum Beispiel für ein Vorspiel oder ein feierliches Nachspiel auf Knopfdruck blitzschnell abrufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Instrument klanglich dem für die Mitte des 20. Jahrhunderts charakteristischen Neobarock-Stil mit seiner Betonung der hellscharfen Klänge entspricht. Durch den Einbau des Salicional 8´ und der Schwelljalousien für das zweite Manual sowie eines Tremulanten für das erste Manual hat sie noch erheblich an Vielseitigkeit gewonnen.

Die Disposition der Orgel findet sich hier.